Bushido: Rap-Legende oder erbarmungsloser Geschäftsmann?

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Quelle: laut.de

Heute setze ich mich mit dem wohl kontroversesten Rapper auseinander, welchen die Raplandschaft der Deutschland GmbH (s/o an meine Verschwörungstheoretiker :* ) jemals gesehen hat. Während die einen ihn lieben und bedingungslos supporten, wird Bushido von anderen Rapfans gehasst und häufig als „31er“ verpöhnt. Aufgrund dieser Sichtweisen und der Geschehnisse der jüngeren Vergangenheit möchte ich mich mit diesem Artikel die Person Bushido aka Anis Ferchichi diskutieren, um am Ende ein Fazit zu ziehen, ob Bushido Deutschrap eher positiv oder negativ bereichert hat. Hierbei möchte ich betonen, dass ich persönlich nur das thematisieren kann, was der Öffentlichkeit bekannt ist. Wer hier die großen Enthüllungen erwartet, ist hier fehl am Platz.

Fangen wir mal mit den positiven Punkten an:

1. Argumente pro Bushido

1. Brachte den deutschen Gangsterrap auf die große Bühne!

Das erste Argument, welches oft angeführt wird, ist, dass Bushido als erster den Gangsterfilm im Deutschrap gefahren ist und einen Anti-Helden geschaffen hat, welcher sich gegen die Justiz und die Polizei wehrt. So gelten die Alben „Carlo Cockxxx Nutten“ (2002) sowie Bushidos erste Soloplatte „Vom Bordstein bis zur Skyline“ (2003) als Klassiker und Urwerke dieses Genres. Dass Bushido allerdings der alleinige Erschaffer dieses Stils sein soll, wird heute sehr oft diskutiert, da „CCN 1“ ein Kollaboprojekt mit Fler gewesen ist, dessen Ideen nach diesem aus seiner Feder stammten. Davon allerdings abgesehen ist es jedoch nicht zu verleugnen, dass Bushido der erste deutsche Gangster-Rapper gewesen ist, welcher mit diesem Stil auf kommerzieller Ebene hohe Erfolge erzielen konnte und dadurch den Rap der späten 0er Jahre maßgeblich beeinflusste. Die Jahre 2006 und 2007 mit den Alben „7“ und „Von der Skyline zum Bordstein zurück“ können als der kommerzielle Zenit des Rappers angesehen werden, da Bushido mit diesen Alben jeweils Platin-Status erreichen konnte. Somit war er bis zum damaligen Zeitpunkt der kommerziell erfolgreichste Rapper und der erste, welcher eine Platin-Platte einheimsen konnte. Diese Erfolge verdeutlichen den Impact, welche die Arbeit Bushidos auf die Rap- und Musikszene Mitte der 0er Jahre hatte und es ist nicht auszuschließen, dass ohne ihn, Rapper wie Kollegah, Farid Bang oder Summer Cem heute keine großen Namen im Rap-Game sein würden.

2. Bushido brachte Talente groß raus

Shindy, Kay One, Samra, Chakuza, um nur einige zu nennen, hätten keine große Erfolge gefeiert oder würden zumindest nicht da stehen, wo sie heute sind, wären sie nicht mit Bushido zusammen gewesen (no homo). Gerade Shindy kann als der erfolgreichste Newcomer 2013 angesehen werden, da dieser mit „NWA“, seinem ersten Solo-Album die Nummer 1 erreichen konnte. Dies hat er jedoch gleichzeitig seinem (ehemaligen) Labelchef zu verdanken, welcher aufgrund einiger kontroverser Lines gegen diverse Politiker auf „Stress ohne Grund“ dafür sorgte, dass dieser Song durch alle Medien ging. Aber auch der Disstrack „Alkoholisierte Pädophile“ gegen Kay One pushte Shindys Bekanntheitsgrad und Popularität in die Höhe.

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EGJ im Jahre 2017, Quelle: boutblank.com

Aber auch schon Jahre zuvor konnte der angesprochene Kay One ebenfalls von der Zusammenarbeit mit Bushido profitieren, da er mit „Style und das Geld“ einen Hit landen konnte, welcher heute knapp 50 Millionen Klicks auf Youtube vermelden kann und in der Vergangenheit das ein oder andere amüsante Meme generierte.

3. Bushidos Talent als großartiger Geschäftsmann

Bushido ist ein krasser Geschäftsmann. Das muss man als Fan oder Hater zugeben. Neben dem eben schon genannten Beispiel bei Shindy gibt es noch ein Aktuelleres, welches die Raffinesse eines klugen Geschäftsmannes beweist.

Die Jahre 2018 und 2019 können als sehr interessanter Abschnitt von Bushidos Karriere angesehen werden. Trennung von Arafat, EGJ-Auflösung, Capital Bra & Samra Signing und Abschied, Anschuldigen von mehreren Seiten (vor allem von Seiten Flers), etc.; Es ist sehr viel geschehen bei Bushido in den letzten beiden Jahren. Anstatt jedoch mit Insta-Ansagen zu kontern oder Youtube-Videos, in denen er um Vergebung bettelt, hochzuladen, hielt sich Anis Ferchichi überraschend bedeckt. In der Zeit zwischen Januar und August 2019 retweetete Bushido lediglich einen Beitrag und wurde auf einem Post des amerikanischen Produzenten Matt Fingaz markiert. Trotzdem heizten diese beiden kleinen Hinweise die Gerüchteküche an und Bushido war präsenter denn je, ohne irgendetwas zu sagen. Dies wurde von der Ankündigung von „CCN 4“ gekrönt, welche am 30. August 2019 erfolgte. Der deutsche Rap-Kosmos war nun gespannt auf sein Album und es wurde spekuliert was das Zeug hält. Dann erschien mit „Ronin“ die erste Single-Auskopplung aus „CCN IV“ und diese war sehr schlau inszeniert. Nachdem der epische Beat einsetzte und Bushido seine ersten Zeile äußerte, ist nach einem kurzen Cut plötzlich Animus zu sehen, welcher anfängt die nächsten Takte zu berappen. Zusammen mit dem Video ist dieser Überraschungseffekt sehr gut gelungen. Auch wenn sich das Album im Nachhinein als ernüchternd herausstellte und mehr einem Wattestäbchen als der erhofften Panzerfaust ähnelte, ist dies Marketing-technisch echt ein guter Einstieg in die Promophase gewesen.

4. Bushidos Umgang mit seinen Fans

Bushido hat es tatsächlich geschafft, sich über die Jahre eine sehr treue Fanbase aufzubauen. Auch in der Promophase zu „CCN IV“ ließ sich der gebürtige Bonner etwas Besonderes einfallen. So veröffentlichte er eine Handynummer, um Fans in eine Whatsapp-Gruppe einzuladen, in der er diesen Fans exklusive Informationen zum Album vermittelte, bevor er jene auf den sämtlichen Online-Plattformen preisgab.

Ein weiteres Beispiel gab es in der Promophase zu „Black Friday“ (2017). In einer der dazugehörigen Fanboxen war eine Telefonnummer hinterlegt, mit welcher der Erwerber Bushido persönlich kontaktieren konnte. Infolge dieses Gesprächs soll Bushido die Adresse des Gewinners vermittelt bekommen und dann für ein Wohnzimmerkonzert bei diesem erscheinen. Ob dieses Konzert jemals stattfand, ist heute nicht bekannt, allerdings gab es einen Fan, welcher eine Anzeige bei eBay stellte, in der er dem Gewinner 10.000€ für das „Ticket“ zum Wohnzimmerkonzert anbot.

5. Keine Anbiederung an modernen Trends

Das nächste Pro-Argument ist die Tatsache, dass Bushido seit 20 Jahren seinen Rapstil kaum verändert hat und sich nicht an populären Trends annahm. So ist bis heute kein einziger Song von ihm zu hören, in dem er Autotune benutzt oder Adlibs hinter seine Zeilen presst. Bushidos Rapstil zusammen mit den epischen MPC-Samples bilden heute einen interessanten Kontrast zum populären Xylophon-Autotune-Gestammel, in dem der Fokus auf diversen Designer-Marken liegt und welcher, dank hoher Streamingzahlen bei sämtlichen Anbietern sehr oft in den Charts vertreten ist. Bushidos Themen sind meistens düster und wenn er mal etwas „weichere“ Sprüche klopft, dann bezieht er sich auf das, was ihm am wichtigsten ist: seine Familie (siehe „Papa“ oder „Oma Liese“). Die Treue an seinem Rapstil scheint vor allem auch ältere Fans an Bushido zu binden, welche nichts mit dem modernen, erfolgreichen Stil nix anfangen können.

6. Das Boxen-Game

Bushido war der erste deutsche Rapper, welcher zur Promophase seines Albums „Heavy Metall Payback“ eine Fanbox anbot, mit der seine Fans die Möglichkeit hatten, für einen Aufpreis mehr als nur „bloß“ das Album zu erwerben. Damals hätte niemand damit gerechnet, dass dieser „Zusatz“ in Zukunft das Alben-Chart-Game signifikant beeinflussen würde. In der heutigen Zeit bilden die Boxen für die Rapper das wichtigste Tool zum Erklettern der Charts, da heute nicht die Anzahl der einzelnen verkauften Einheiten, sondern der generierte Umsatz berücksichtigt werden. So kann eine Box gut und gerne als der Verkauf von 3 bis 5 Alben verglichen werden. Deshalb ist der Vertrieb einer Fanbox im Rap-Game heute nicht mehr wegzudenken. Auch wenn es neben vielen guten Boxen auch einpaar heftige Totalausfälle gab (ich schmeiß hier nur das Wort „Rucksack“ in den Raum), dürfen wir uns am Ende des Tages bei Bushido für diesen Einfall bedanken.

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Die erste Box im Deutschrap, Quelle: amazon.com

2. Argumente contra Bushido

Kommen wir nun zu den Argumenten, welche gegen Bushido und seinen Legendenstatus sprechen.

1. Monotonie in seiner Musik

Ein großes Problem, welches ich bei Bushidos letzten Alben hatte, ist die Monotonie seiner Songs. Sei es die eingeschränkte Thematik oder der gefühlt gleiche MPC-Beat, oftmals langweilten mich „Mythos“ und „Black Friday“ auf Dauer und ließen am Ende einen „Replay Value“ vermissen. Natürlich konnte Bushido auch anders wie z.B. dem interessanten Storyteller „Mephisto“, dem sehr eindringlichen „Sodom & Gomorrha“ oder dem sehr emotionalen „Oma Liese“. Allerdings stechen diese Werke sehr stark aus den jüngeren Alben heraus und die restlichen Anspielstationen sind für mich heute auch kein Begriff mehr. So erging es mir auch in der Promophase zu „CCN IV“. Während ich nach „Ronin“ wirklich sehr gespannt auf das Kollaboprojekt gewesen bin, legte sich beim darauf folgenden „Lichter der Stadt“ meine Laune auf das Projekt wieder. „Lichter der Stadt“ ist an sich kein schlechter Song und kann auch dank Animus lyrischem Talent auch textlich überzeugen, trotzdem wirkt dieser Song auf mich sehr unspektakulär und inspirationslos. Wie schon in meiner Review erwähnt, ließ das Album am Ende auch die großen Disses oder Ansagen vermissen, welche man sich im Vorfeld vom Projekt „CCN IV“ erhofft hätte.

Kurzum: Eine musikalische Veränderung, geschweige denn Entwicklung lässt sich bei einem Bushido seit langer Zeit nicht mehr entdecken. Im Vergleich zu einem Fler, welcher seinen Stil fast jedes Album ändert, bleibt Bushido stur auf seinem monotonen Flow und seinen MPC-Beats hängen. Hiermit meine ich allerdings auch lange nicht, dass ein Bushido nun plötzlich Autotune für sich entdecken muss oder anderen Trends hinterherlaufen sollte. Das „Cla$$iC“-Kollaboalbum mit Shindy zählt für mich zu einem der besten Kollaboprojekten der letzten Jahre, da u.a. sich ein Bushido auf diesem in neuen Flow-Sphären ausprobiert hat oder die Verwendung von Schallplatten-Samples mal eine schöne Abwechslung zum MPC-Sound boten.

2. Das Ghostwriting

Der nächste Punkt bezieht sich auf die Partner und Weggefährten, die ein Bushido in seiner Karriere hatte und dem Nutzen, welchen er aus dieser Zusammenarbeit ziehen konnte. So gab es öfters Aussagen von ehemaligen Weggefährten, in denen sie einzelne Songs oder gar ganze Alben für Bushido geschrieben hätten. So gab z.B. der Rapper Sentino an, die Songs „Teufelskreis“ und „Deutschland (gib mir ein Mic)“ geschrieben und dafür jeweils nur 250€ bekommen zu haben, obwohl das Album „Electro Ghetto“ über 100.000 mal verkauft wurde und mit „Deutschland (gib mir ein Mic)“ der Titelsong des gleichnamigen Live-Albums gestellt wurde. Einen weiterer schwerer Vorwurf gab es von Seiten Kay Ones auf „Tag des jüngsten Gerichts“ aus 2014, in der jener in der Passage „Sentino, Eko, Kay One und Shindy/ Wir waren Bushido – es gibt keinen Bushido!/ Verkauft Lieder, die er nicht schreibt…“ Bushido vorwirft seine eigenen Songs nicht selber geschrieben zu haben, sondern immer seine Labelkollegen an das Textblatt ließ.

Ghostwriting ist im modernen Musikbusiness keine Seltenheit. Berühmte Künstler wie Mark Forster oder Andreas Bourani haben meist ein Team an talentierten Textern hinter sich sitzen, welche ihre lyrischen Werke verfassen. Gerade deutsche Rapper werden heutzutage sehr gerne zum Verfassen kreativer Beiträge beauftragt. So war z.B. Fabian Römer (früher bekannt als „F.R.“) für den Text von „Hallo Lieblingsmensch“ von Namika verantwortlich. Im Rap ist es nicht viel anders. So ist auch bekannt, dass selbst auf Dr.Dres „2001“-Album mehrere Songs von Eminem verfasst wurden.

Bei Bushido ist dieser Vorwurf jedoch schon während seiner gesamten Karriere wahrzunehmen. MoTrip, Sentino, Shindy, Kay One, Eko, Laas, Fler und jetzt nun auch Animus. Diese Rapper standen und stehen alle unter dem Verdacht, ganze Songs oder Alben für Bushido geschrieben zu haben. Normalerweise ist es ja auch nicht schlimm, sich Hilfe von Kollegen zu holen oder hier und da Feedback einzuholen, allerdings gibt es keinen anderen Rapper, bei dem dieser Vorwurf so oft genannt wurde wie bei Anis Ferchichi. Auch die Involvierung eines Animus, welcher in der Promophase mehr wie ein Beiwerk und nicht wie ein vollwertiger Kollabopartner rüberkommt (siehe Bild unten, welches das Poster aus der „CCN IV“-Box zeigt), erhärten zumindest bei mir das Gefühl, dass Bushido scheinbar ein wenig Hilfe benötigt, wenn er mal wieder ein Album veröffentlichen möchte.

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Wirkt mehr wie ein Beiwerk als ein vollwertiger Kollabopartner: Animus, Quelle: twgram.me

3. Bushidos angekratzte Kredibilität

Wir schreiben das Jahr 2013. EGJ befindet sich in einem krassen Beef mit Kay One, welcher Berlin in einer „Nacht und Nebel“-Aktion verließ und sich daraufhin von seinem ehemaligen Label distanzierte. Im Sommer 2013 erschien zunächst „Alkoholisierte Pädophile“ von Shindy, in dem Kay One vorgeworfen wird, mit Minderjährigen zu schlafen und Shindy jahrelang ausgebeutet zu haben. Daraufhin erschien als nächstes „Nichts als die Wahrheit„, in dem Kay One sich sogar für die Zeit bei EGJ bedankt und die Vorwürfe zurückweist, bevor er preisgibt, dass Bushido angeblich selber aus Berlin flüchten möchte und selbst ein Gefangener der Abou-Chakers sei. Gegen Ende des Jahres war Bushido dran und er releaste mit „Leben und Tod des Kenneth Glöckler“ den am meist gefeiertsten Disstrack des letzten Jahrzehnts. In diesem wurde wieder ordentlich auf Kay One und seinem Stiefvater geschossen und das Gerücht verbreitet, dass Kay auf der Echo-Preisverleihung 2011 dem Transgender Modell Lorielle London seine liebevolle Hingabe in mündlicher Fassung mitteilte. 2014 erfolgte mit „Tag des jüngsten Gerichts“ von Kay Ones Seite der letzte Disstrack in diesem Beef. Dieser konnte auf raptechnischer Ebene einen stark performenden Kay präsentieren, allerdings kam dieser Song inhaltlich für die meisten Fans etwas zu kurz.

Auf musikalischer Ebene schien EGJ diesen Beef für sich entschieden zu haben, allerdings enthielt der letzte Song eine Line, in der Kay One seine Beischlaffantasien mit Bushidos Ehefrau äußerte. Als Reaktion hierauf klagte Bushidos Lebensgefährtin Anna-Maria Ferchichi gegen Kay One und ermöglichte dadurch die Löschung des Videos von Youtube. Dies ist zunächst nicht verwerflich, da sie vorher in diesem Beef nicht involviert gewesen ist. Allerdings hätte auch gleichzeitig ein Kay oder sein Stiefvater ein Recht auf eine Anklage gehabt, da beide in diversen Disstracks namentlich erwähnt wurden und in beiden Fällen massiver Rufmord getätigt wurde. Gleichzeitig musste Kay One eine Zeit lang sich ein „Prince“ vor seinen Namen hängen, da Bushido den Namen „Kay One“ patentieren ließ und somit dem Kenneth die Möglichkeit nahm, unter seinem ursprünglichen Synonym Musik zu veröffentlichen.

Solche Gesetzesmaßnahmen sollten auch bei einem aktuelleren Beef gegen Fler nicht aufhören. Im November letzten Jahres veröffentlichte Fler den Bushido-Diss „No Name„, in dem er massive Vorwürfe gegen Bushido erhebt und unter Anderem auch Anna-Maria als sehr paarungsfreudig darstellt. Ebenso erwähnt Fler, dass Bushido mit vielen Kindern zuhause chillt, welche jedoch nicht mal von ihm stammen. Als Folge hierauf klagten Anis und Anna-Maria Ferchichi wieder gegen den Disstrack und konnten es schaffen, dass Fler bestimmte Zeilen aus dem Song nahm.

Im Gegensatz zum Beef gegen Kay One können die Lines gegen Anna-Maria sogar als nachvollziehbar angesehen werden, da die Ehefrau Bushidos sich aktiv in die Auseinandersetzung mit einmischte, sei es durch diverse Instagram-Ansagen oder Postings. Dass einige Zeilen in „No Name“ sehr hart sind und der Einbezug der Kinder als sehr grenzwertig zu betrachten ist, dass erkennt sogar ein Beef-geiler Sack wie ich. Aber das halt nun mal ein Rap-Beef und in diesem gibt es oft keine Regeln. Flers Zeilen darüber, wie eine Ehefrau eines Rapper-Kollegen Beischlaf mit dem ganzen Kader von Werder Bremen hält, nehme ich genauso Ernst wie Bushidos Mordfantasien gegen Claudia Roth auf „Stress ohne Grund“, nämlich null.

Jahrelang teilte Bushido auf diversen Songs gegen Rapperkollegen, Promis oder Politiker aus und war teilweise echt nicht zimperlich bei den Äußerungen seiner Gewaltfantasien. Gleichzeitig antwortete er selbst, wenn er mal gedisst wurde, öfters gerne mal mit Unterlassungsklagen und Anwälten.  Bushido schien öfters gerne viel auszuteilen, aber nicht einstecken zu können. Für jemanden, der sich äußerlich als krasser „Gangster-Rapper“ darstellt, kann solch ein Verhalten in der Rapwelt als problematisch angesehen werden.

4. Bushidos Bedecktheit der letzten Jahre

In dieser Thematik kann ich nur spekulieren und meine eigene Wahrnehmung wiedergeben. Was wirklich im intimen Umfeld von Bushido in den letzten 2 Jahren geschehen ist, können wir Fans höchstens nur vermuten. Niemand weiß über die wahren Umstände bescheid. So sind es oftmals geleakte Telefongespräche oder Aufzeichnungen, welche die Geschichte mal in die eine oder andere Richtung rücken. Einen aktuelleren Stand bringt die „STRG-F“-Doku mit sich, in der sich die Reporter mit diversen Gesprächsaufnahmen auseinandersetzen, welche Bushido im Endeffekt in einem negativen Licht erscheinen lassen. So soll er z.B. zuerst zur Polizei gegangen sein und hätte angegeben, dass Arafat ihn bedroht und eine halbgefüllte Wasserflasche an den Kopf geschmissen hätte. Diese Geschichte scheint sich aber im Verlauf der Dokumentation als gelogen herauszustellen, da aus einem Monate später heimlich aufgenommenen 4-Augen-Gespräch zwischen Bu und Ari, Bushido zugibt, niemals von Arafat bedroht oder jemals geschlagen worden zu sein.

Wir wissen nicht, ob Bushido sich nicht äußern möchte oder kann. Jedoch ist es nicht zu verleugnen, dass er momentan in tiefster Erklärungsnot steckt. Die Chance, endlich mal Statements zu äußern oder den Disses und Seitenhieben von außerhalb zu antworten, wurde bei „CCN IV“ eindeutig verpasst. Und das ist sehr schade.

Resümee

Im Großen und Ganzen hat Bushido den Gangsterrap auf die große Bühne gebracht, durch sein geschäftsmännisches Talent diverse Rapper erfolgreich pushen und eine treue Fanbase aufbauen können sowie auch die Fanbox „erfunden“. Diesen Erfolgen stehen allerdings eine gewisse musikalische Monotonie, eine zweifelhafte Arbeitsteilung (Stichwort: Ghostwriting), eine angekratzte Kredibilität sowie die Unklarheit über sein persönliches Befinden der letzten Jahre entgegen.

Es ist fraglich, ob Bushido seine Karriere jemals fortsetzen oder sich nochmal mit einem Solo-Album zurückmelden wird. Eine Solo-Projekt wie „Sonny Black“, in dem er Klartext spricht und ordentlich austeilt, könnte ihm, meiner Meinung nach, wieder Respekt in der Szene einbringen. Doch bis dahin können wir nur abwarten und schauen, was sich in den nächsten Jahren noch so ergibt.

Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Überblick über die Personalie Bushido geben und würde mich auf jegliche Kritik oder Vorschläge für weitere Personen-Diskussionen freuen.

MfG,

Euer Finito

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